Ich finde die Arbeit des NDK wichtig, weil …

das NDK selbstbewußt, aber nicht selbstgefällig, selbstkritisch, aber nicht selbsterhöhend ist, weil es überzeugt und überzeugend auch auf Menschen mit anderer Meinung zugeht, und weil es nichts und niemanden über einen Kamm schert, doch Probleme klar anspricht."

Carl Rößler – Dipl.Ing., Mitarbeiter Stadtverwaltung i.R.
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9. Mai 2016

1. Mai in Wurzen

Bürgerbrunch gegen rassistische Hetze

Ausgerechnet in Wurzen sollte in diesem Jahr der zentrale Aufmarsch der NPD und ihrer Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN) zum Tag der Arbeit in „Mitteldeutschland“ stattfinden. Im Vorjahr hatte die Partei dafür noch in die thüringische Landeshauptstadt Erfurt geladen. Bereits damals hatte ihr die offen neonazistische Kleinstpartei „Der Dritte Weg“ mit einem Aufmarsch in Saalfeld zahlenmäßig den Rang abgelaufen. Auch in diesem Jahr folgten am 1. Mai weitaus mehr Neonazis dem Aufruf des „Dritten Weges“ nach Plauen – und attackierten dort die Polizei sowie Gegendemonstrant_innen. In Wurzen versammelten sich nur knapp 100 Personen, darunter Kader wie der NPD-Landesvorsitzende Jens Baur (Dresden), sein Stellvertreter Arne Schimmer (Kreisvorsitzender im Vogtland), der stellvertretende Bundesvorsitzende Ronny Zasowk aus Brandenburg, der JN-Landesvorsitzende Paul Rzehaczek (Eilenburg) und der JN-„Landesschulungsleiter“ Jan Häntzschel (Döbeln). Bekannte Neonazis aus Wurzen schlossen sich dem Zug vom Bahnhof bis zum Bürgermeister-Schmidt-Platz nicht an, bedrohten aber Journalisten, die über den NPD-Aufmarsch berichten wollten.
 

1.Mai in Wurzen

Ursprünglich wollten die Neonazis, die ihre Demonstration unter das Motto „Grenzen dicht! Migranten sind die Armee des Kapitals“ gestellt hatten, auch auf dem Markt eine Kundgebung abhalten. Doch auf diesem fand zeitgleich ein „Bürgerbrunch für Demokratie und Toleranz“ statt. Angemeldet vom „Wurzener Bündnis für Demokratie gegen Neonazismus“ in Kooperation mit dem DGB und organisiert vom Netzwerk für Demokratische Kultur und der Stadtverwaltung zeigten hier etwa 150 Bürger_innen, Alteingesessenen und Asylsuchende, wie ein respektvolles, solidarisches Miteinander aussehen kann. Auf einer langen Tafel standen mitgebrachte Speisen, die Kleiderkammer des Unterstützer_innen-Netzwerks für Geflüchtete konnte besichtigt werden, es gab Informationen zum Thema Flucht und Asyl, beim Stand von „Nix los?“ konnte man T-Shirts und Stoffbeutel mit politischen Botschaften und Illustrationen bedrucken lassen und bei den Pfadfindern vom „Stamm Wenceslai“ lernen, metaphorische und reale Brücken zu bauen.

 

1.Mai - Graffiti-Box

 

Oberbürgermeister Jörg Röglin lobte den Mut und das Engagement derjenigen, die auf dem Markt Gesicht zeigten gegen Intoleranz und scheinbar einfache Antworten von Rechtsaußen. Unter den Besucher_innen waren neben Vertreter_innen verschiedener Vereine wie der Standortinitiative und dem Förderverein der Grundschule Kühren auch Stadträte von Linken und SPD. Nach Karl-Heinz Maischner, langjähriger evangelischer Pfarrer in Wurzen, sprach mit Mohamed Abdirasuid Daheir noch einer der jungen Leute, die von NPD und anderen Rassist_innen zu einer Bedrohung stilisiert werden. Der 20-Jährige aus Somalia lebt bereits seit 16 Monaten in Deutschland, seit Februar 2015 in Wurzen. Deutsch hat er in dieser Zeit schon ziemlich gut gelernt, auf den Abschluss seines Asylverfahrens und damit eine Perspektive wartet er aber immer noch. Mit solchen Einblicken und vielen Gesprächen wurde bei der Veranstaltung ein positives Zeichen gegen die rassistische Hetze der NPD-Jugend gesetzt. Die hatten ihre Versammlung ursprünglich bis 20 Uhr angemeldet, waren aber bereits gegen 15 Uhr wieder aus der Stadt verschwunden.

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