Ich finde die Arbeit des NDK wichtig, weil …

sie trotz zahlreicher Widerstände ein vorbehaltloses und vorurteilsfreies Engagement im Umgang und in der Arbeit mit Flüchtlingen zeigt. 

Christine Schuster – Ehrenamtliche
Geschlafen wird später!
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8. Juli 2020

Voller Erfolg! - Jubiläumskundgebung des NDK

Am Samstag, 4.7.2020 feierten wir unser 20 jähriges Jubiläum auf dem Marktplatz mit einer politischen Kundgebung. Nachdem Corona uns einen Strich durch die Party - Rechnung gemacht hatte und unser Haus erneut von Neonazis angegriffen worden war, entschlossen wir uns, eine politische Botschaft in die Stadt zu tragen, die möglichst viele hören können, gerade auch diejenigen, die sich den lokalen Neonazistrukturen und diesen nahe stehenden Gruppierungen zugehörig fühlen:

Wir sind immer noch da!

Wir sind immer noch laut!

Geschlafen wird später!

Jubiläumsbild

An Stelle „klassischer“ Redebeiträge entführte nach der Eröffnung durch NDK-Geschäftsführerin Glass und kurzem Grußwort des Wurzener Oberbürgermeisters Röglin das Leipziger Knalltheater in die Vereinsgeschichte. Unterhaltsam improvisierten die beiden Schauspieler_innen Höhepunkte der letzten 20 Jahre und schlugen dabei einen Bogen von der NDK-Gründung durch Jugendliche der Punk-Szene, der Jungen Gemeinde und der AG Umwelt in einer Hinterhof-Werkstatt bis hin zu den breit aufgestellten Hausbesitzer_innen am Domplatz, die das NDK heute mit seiner Vielfalt an Projekten auszeichnet.

Im Anschluss ließen wir in moderierten Interviewrunden Menschen zu Wort kommen, die den Verein schon seit vielen Jahren begleiten und erst zu dem gemacht haben, was er ist. Anetta Kahane von der Amadeu-Antonio-Stiftung war aus Berlin angereist und erinnerte sich mit Gründungsmitglied und Vereinsvorstand Jens Kretzschmar an die Schwierigkeiten der Neunziger Jahre. Kerstin Köditz, die für Die Linke im Sächsischen Landtag sitzt, und Solvejg Höppner vom Mobilen Beratungsteam führten aus, wie es um die Neonazi-Szene heute bestellt ist und welch` wichtige Rolle das NDK dabei spielt, immer und immer wieder den Finger in die Wunde zu legen. Ehrenamtliche des Punkrocktresens und aus dem Unterstützer_innennetzwerk für Geflüchtete bestärkten uns darin, auch weiterhin einen geschützten Raum zu bieten für ihre Projekte. Dr. Eberhardt Lüderitz, Beirat des NDK und Vorsitzender der Standortinitiative Wurzen, teilte sich die Bühne mit Jule W., die ehrenamtlich Unterricht gibt. Mit Blick auf die Zukunft betonten beide das enorme Potenzial, das durch die Eröffnung des Tagungs- und Bildungshauses für die Gemeinwesenarbeit frei gesetzt werden kann.

Die Leipziger Trommelgruppe Madamtamtam* bekräftigte die Botschaften mit musikalischen Einlagen und untermalte ebenso die kreative Aktion zum Abschluss der Kundgebung: Jugendliche der Wurzener Fridays for Future-Bewegung und des Punkrocktresens sprühten mit Kreide Glückwünsche auf den Marktplatz und entrollten Plakate mit ihren Visionen für Wurzens Zukunft.

Am Ende der Jubiläumsveranstaltung erhoben wir – natürlich unter Einhaltung der Corona-bedingten Auflagen – das Glas und tranken auf weitere (mindestens) 20 Jahre NDK.

Es war schön, zu sehen, dass so viele Menschen da waren, um mit uns zu feiern – (Ehemalige) Ehren- und Hauptamtliche, Freund_innen, Verbündete und Netzwerkpartner_innen, z.T. weit gereist aus Berlin, Dresden oder Plauen. Diese und die Menschen vor Ort sind sehr wichtig für uns und unsere Arbeit, weil sie uns stärken, uns Mut machen und uns voran bringen.

Wir sagen DANKE dafür, dass ihr da seid, für eure Glückwünsche, Geschenke und Spenden.

Wenig Dank und Verständnis haben wir allerdings übrig für den Kommentar eines lokalen Journalisten, der es als positives Zeichen wertet, dass es bei der Kundgebung keine gewalttätigen Auseinandersetzungen gab und den vor Ort herumlungernden Neonazis eine idyllische Friedfertigkeit attestiert, weil sie nur schauen, statt zu schlagen.

Die neonazistischen Strukturen in Wurzen sind alles andere als friedlich!

Diese Beschönigung der Situation und das Wegreden eines Problems, welches vielleicht nicht für jeden sichtbar, aber dennoch vorhanden ist, hilft niemandem - weder der Stadt, noch den Menschen, die hier leben und mehrheitlich mit den Nazis nichts zu tun haben wollen. Hilfreich wäre, wenn das Problem klar benannt und eine klare Haltung dazu eingenommen würde. Neonazistische Ideologien sollten in Wurzen keinen Platz finden. Diese wichtige Botschaft gilt es in der Öffentlichkeit zu vertreten - aber auch, dass wir eine vielfältige, respektvolle und nicht diskriminierende Gesellschaft sein wollen, die niemanden ausschließt und das Miteinander fördert. Daran arbeitet das NDK mit einer Vielfalt von Projekten und Veranstaltungsformaten seit 20 Jahren. Davon lesen wir in der lokalen Presse leider wenig.

Nach diesem Presse-Kommentar ist uns wieder einmal deutlich geworden, dass der Kampf noch lange nicht beendet ist. Es gilt, wichtige demokratische Grundwerte zu verteidigen. Wir laden alle Menschen herzlich ein, mitzumachen.

 

Jubil_Glückwunsch

 

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