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Anne Pallas – Landesverband Soziokultur
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3. März 2024

Neonazistische Demonstration im Zuge einer "Nie wieder ist jetzt"-Kundgebung in Wurzen

Wurzen: Unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt – Für Demokratie und Toleranz im Wurzner Land“ findet um 15:00 Uhr auf dem Marktplatz in Wurzen eine Kundgebung statt. Dem Aufruf eines lokalen Bündnisses folgen fast 400 Personen. In Reaktion auf die Kundgebung melden Wurzener Aktivisten der „Jungen Nationalisten“ (JN) im Vorfeld eine zeitgleich stattfindende Demonstration vom Wurzener Bahnhof zum nahe des Marktes gelegenen Domplatz an.

Diese wird im digitalen Raum mit der Losung „Wurzen wehrt sich! Gegen Linke Hetze und Spaltung!“ beworben. Gegen 14:00 Uhr sammeln sich auf einem Parkplatz am Bahnhof etwa 30 Teilnehmer*innen, die in der Mehrzahl aus der Region Wurzen kommen und in vielen Fällen dem Umfeld der JN und der neonazistischen Szene zugerechnet werden können. Auch Personen, die in den vergangenen Jahren das Publikum der sogenannten „Montagsdemonstrationen“ bildeten, beteiligen sich an der Demonstration. Eine anwesende Journalistin wird von einem Teilnehmer bereits vor Beginn der Demonstration bedrängt und beleidigt. Hinter einem Banner mit der Aufschrift „Gegen die Rote Reaktion“ sowie einem Transparent der JN, das bereits in der Vergangenheit häufig eingesetzt wurde, zieht die Demonstration anschließend auf den Wurzener Domplatz und hält in unmittelbarer Nähe des dortigen Kulturzentrum D5 des "Netzwerks für Demokratische Kultur e.V." (NDK) eine Zwischenkundgebung ab. Bei dieser wird RechtsRock gespielt und ein örtlicher JN-Kader hält eine Rede. In dieser kündigt er an, man werde „Blut vergießen“, damit „Wurzen national bleibt“. In Richtung des NDK fabuliert er von „jüdischen Fördergeldern“, die in Zukunft nicht mehr helfen würden und stellt in den Raum, dass man dem Kulturverein einen „Besuch abstatten“ könne. Im Verlauf des Abends wird diesem Aufruf Folge geleistet: Die Schilder am D5 werden mit Stickern des 1. FC Lokomotive Leipzig beklebt und Material aus einem Schaukasten entwendet, zerrissen und auf dem Domplatz verteilt. Dies ist nicht der einzige Zwischenfall. Aufgrund eines Wohnungsbrands muss die Kundgebung auf dem Marktplatz frühzeitig abgebrochen werden, um die Löscharbeiten zu ermöglichen. Zeug*innen vernehmen zuvor einen lauten Knall und sehen die Explosion von einem pyrotechnischen Erzeugnis. Es besteht der Verdacht, dass dieses in einer Nebenstraße entzündet wurde, um, über ein Wohnhaus hinweg, auf die Kundgebung geschossen zu werden und dort zu detonieren.

Die Teilnehmer*innen der neonazistischen Demonstration, die zu diesem Zeitpunkt bereits aufgelöst war, bewegen sich in Kleingruppen durch die Stadt und zeigen auch in unmittelbarer Nähe zur Kundgebung auf dem Markt Präsenz. Dort ist auch der rechte Medienaktivist WeichreiteTV unterwegs. Nach freundschaftlichen Interviews mit Teilnehmern der neonazistischen Demonstration, versucht dieser auch am Marktplatz Personen in Gespräche zu verwickeln, scheitert mit seiner Strategie des Aktivismus jedoch weitgehend.

Im Nachgang der Demonstration werden in einem extrem rechten Telegram-Kanal Aufnahmen eines Handyvideos veröffentlicht, die den an der Kundgebung teilnehmenden Oberbürgermeister Wurzens diffamieren. Die Stadtratsfraktionen der AfD und des „Neuen Forum für Wurzen“ (NFW) veröffentlichen daraufhin ein Statement, in der die Teilnahme des OBM an dieser Veranstaltung „aufs Schärfste“ kritisiert wird und als ein „nach der Wende einmaliger Vorgang in unserer Stadt“ skandalisiert wird.

Quelle: chronik.LE

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